25. April 2024
Buntes Wissen rund ums Hirn
Erfolgreiche Veranstaltung "Frankfurt hat Hirn - live!"
Das Format „Frankfurt hat Hirn – live!“ erwies sich als voller Erfolg. Die lockere Vermittlung von Wissen rund ums Hirn fesselte ein begeistertes Publikum in der bis auf den letzten Platz besetzten Jugend-Kultur-Kirche.
„Die eigene anspruchsvolle Forschung in fünf Minuten verständlich darzustellen ist eine große Leistung,“ lobte Moderator Johannes Sassenroth (HR3) schon in der Einführung. Und das gelang den jungen Forschenden ausnahmslos. Christian Kell (Goethe-Uni) schilderte den Einfluss der Tageszeit auf die Gehirnaktivität: So speichert etwas die Leber nachts Zucker und setzt ihn tagsüber wieder frei. Marcel Jüngling (MPI für Hirnforschung) beeindruckte mit „86 Millionen Neuronen, die unsere Gedanken und Erinnerungen“ speichern. Er verglich die für diese Prozesse notwendige Umsetzung von RNA in Protein mit den Lebensmittelsystemen „Hello Fresh“ (lokal und gezielt) und "Lieferando" (global und einheitlich).
FIAS-Postdoc Jens-Bastian Eppler erläuterte unser „Schubladendenken“: Anhand von 14 ineinander übergehenden Silben zeigte er, wie unser Hirn diese in drei klare Schubladen sortiert. Sein klarer Apell: Schubladensysteme benötigen wir zum Einordnen und zur Orientierung, sollten aber das Sortieren gerade bei Menschen bewusst wahrnehmen und beeinflussen.
Zwei Filme der Hertie-Stiftung von Dr. Mondino boten Abwechselung zu den Vorträgen: Einmal ging es um unser „Bauchgefühl“, nämlich die Tatsache, dass der Darm mit seinen vielen Neuronen zu unserem Wohl und Wehe als „zweites Gehirn“ beiträgt. Der zweite Film führte in die unterschiedliche Wahrnehmung ein, am Beispiel von Farben – etwa Türkis, das mal als Grün, mal als Blau wahrgenommen wird.
Johanna Rimmele (MPI für empirische Ästhetik) befasst sich mit Hirnrythmen: So gibt es tatsächlich Beweise, dass wir „auf einer Wellenlänge“ kommunizieren können. Das griff auch Mentalmagier Harry Keaton auf, der mit Gedankenexperimenten und faszinierenden Zaubertricks das Publikum begeisterte – auch in der Pause.
Die konnten die Zuschauenden auch an den Infoständen der beteiligten Institute mit eigenen Experimenten nutzen. Am FIAS-Stand ermöglichten Sigrid Trägenap und Patricia Vogel, dass Interessierte mit Gedanken und Hirnelektroden einen Ball ins Tor befördern konnten – faszinierend!
Nach der Pause ging es mit Musik weiter: Daniela Sammler (MPI emp. Ästhetik) faszinierte mit dem menscheneigenen Musikgefühl, das sich etwa in 69 bekannten Genen für Takt widerspiegelt. Matthias Grabenhorst (Ernst-Strüngmann-Institut) zeigte an der E-Gitarre, wie das Gehirn dies lernt und vor allem durch Wahrscheinlichkeits-Vorhersagen schon frühzeitig die Motorik darauf einstellt. Vera Laub (Goethe-Universität) schilderte, wie Gehirnzellen und insbesondere Stammzellen wandern.
FIAS-Doktorand Jonas Elpelt zeigte am Schema „Socke“, wie wir Schlüsselereignisse verallgemeinern und speichern und dass die Prozesse, wie wir Dinge wieder vergessen (auch um Platz für Neues zu machen) kaum verstanden sind.
Zum Abschluss faszinierte nochmal Magier Harry Keaton mit Tricks und Wissen rund ums Hirn: So verarbeitet ein einziges Gehirn am Tag mehr Signale als alle Handys dieser Welt. Wenn das kein Grund ist, sich den Neurowissenschaften zu widmen - und diese gelungene, von der Hertie-Stiftung geförderte Veranstaltung zu wiederholen.