29. Mai 2018
Frankfurter Wissenschaftlerin erhält renommierten Preis
Prof. Dr. Hannah Petersen wurde in Venedig ausgezeichnet
FIAS Fellow Hannah Petersen ist mit der Zimanyi-Medaille der Ungarischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet worden. Mit der Ehrung wird ihre Arbeit auf dem Gebiet der relativistischen Schwerionenkollisionen gewürdigt. Die theoretische Physikerin ist seit 2013 Fellow am FIAS, leitet eine Helmholtz-Nachwuchsgruppe am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung und lehrt als Professorin an der Frankfurter Goethe-Universität.
Die Auszeichnung nahm Hannah Petersen nun bei der „Quark-Matter“-Konferenz in Venedig entgegen, bei der sie auch die neuesten Ergebnisse ihrer Arbeitsgruppe präsentierte. Mit über 800 Teilnehmern ist die „Quark-Matter“- Konferenz die größte Veranstaltung in diesem Bereich. Hannah Petersen ist zudem das jüngste Mitglied des internationalen Beirats dieser Konferenz.
Auf dem Gebiet der relativistischen Schwerionenkollisionen, die die Möglichkeit bieten, stark wechselwirkende Materie unter extremen Bedingungen zu untersuchen, arbeitet Professorin Hannah Petersen an neuen theoretischen Beschreibungen des Materiezustands kurz nach dem Urknall. „Durch die Beschleunigung von Blei- oder Goldkernen auf nahezu Lichtgeschwindigkeit und deren Kollision können Temperaturen und Dichten erreicht werden, wie sie im frühen Universum nur Mikrosekunden nach dem Urknall, dem Big Bang existiert haben,“ erläuterte Hannah Petersen ihre Forschung. Bei so hohen Energiedichten sagt die grundlegende Theorie der starken Wechselwirkung, die Quantenchromodynamik, eine neue Phase der Materie voraus: das Quark-Gluon-Plasma, das sich unter extrem hohen Druck explosionsartig ausdehnt.
Hannah Petersen erkannte und untersuchte als eine der Ersten, dass und wie der Verlauf dieser Explosion von Dichte- und Temperaturschwankungen als Folge von Quanteneffekten beeinflusst wird. Über den Vergleich von Theorie und experimentellen Daten stellte die junge Forscherin ein vielzitiertes Hybrid-Modell auf, das die Dynamik des Plasmas und seine Viskosität in Abhängigkeit vom jeweiligen Anfangszustand der Quantenfluktuation abbildet. Anfang des Jahres hat sie als Teil einer Kollaboration aus Wissenschaftlern des FIAS und aus Berkley in einer Publikation gezeigt, dass sich die Methode des „Deep Learning“ nutzen lässt, um Daten aus Schwerionenkollisionen zu klassifizieren.
Damit ist ihre Arbeit ein wichtiger Bestandteil der zukünftigen Forschung FAIR-Projekt. Das künftige Beschleunigerzentrum FAIR, am GSI Helmholtzzentrum, wird den Forscherinnen und Forschern Bedingungen zur Verfügung stellen, wie sie sonst nur im Weltall herrschen. Die Arbeit von Hannah Petersen und ihrer Nachwuchsgruppe dient dazu, um aus den Experimenten wesentliche Schlüsse zu ziehen. Ihr Hauptziel ist es, einen Transportansatz für die dynamische Beschreibung von Schwerionenreaktionen bei FAIR mit modernsten Rechentechniken zu entwickeln. Der Wissenschaftliche Geschäftsführer von GSI und FAIR, Prof. Paolo Giubellino, zeigte sich sehr erfreut über die Auszeichnung für die junge Forscherin: „Mit ihrer Analysemethode legt Hannah Petersen wichtige neue Grundlagen für experimentelle Messungen an FAIR. Ihre Arbeit wurde nun zu Recht mit der höchsten Auszeichnung für junge theoretische Forscher in der Schwerionenphysik gewürdigt.“
Die Zimanyi-Medaille wird vom Wigner-Forschungszentrum für Physik der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest verliehen. Mit der Ehrung soll an den 2006 verstorbenen Kernphysiker József Zimányi erinnert werden. Zimányi war unter anderem Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und Professor am Institut für Teilchen- und Kernphysik (RMKI). Die Medaille wird an theoretische Physikerinnen und Physiker verliehen, die jünger als 40 Jahre sind und deren Forschung auf dem Gebiet der theoretischen Hochenergie-Kernphysik wichtige internationale Anerkennung und Wirkung erlangt hat.
Weitere Informationen und Kontakt:
Kontakt: Hannah Petersen, Frankfurt Institute for Advanced Studies, Ruth-Moufang-Straße 1, 60438 Frankfurt am Main.
Tel: (069) 798- 47652; petersen_at_fias.uni-frankfurt.de
Das Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) ist ein interdisziplinäres Forschungsinstitut zur theoretischen Erforschung von komplexen Strukturen in der Natur, das von der Goethe-Universität Frankfurt gegründet wurde und von öffentlichen Geldgebern, Stiftungen und Privatpersonen finanziert wird. Im Mittelpunkt der Arbeiten stehen Grundlagenforschung auf den Gebieten Hirnforschung, Biowissenschaften, Computerwissenschaften, Systemische Risiken und Physik.