25. Juni 2025

Jan Wörner neuer FIAS-Direktor

Grundlagenforschung mit Innovationen verbinden

Ab 1. Juli 2025 ist Prof. Dr. Johann-Dietrich „Jan“ Wörner neuer Wissenschaftlicher Direktor des FIAS. Damit folgt er auf Prof. Dr. Eckhard Elsen, dessen dreijährige Amtszeit im April endete.

Der FIAS-Stiftungsrat bestellte am 4. Juni den ehemaligen Präsidenten der TU Darmstadt zum Wissenschaftlichen Direktor des Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS). Der 70jährige Bauingenieur übernimmt die Leitung des Forschungsinstituts, das sich insbesondere mit Modellierungen in den theoretischen Naturwissenschaften, Computer- und Lebenswissenschaften einen Namen gemacht hat.

Der gebürtige Kasselaner promovierte 1985 in Darmstadt zu Komponenten-Bauwerk-Wechselwirkungen bei Erdbeben. Bis 1990 arbeitete er in einem Frankfurter Ingenieurbüro. Mit seiner Berufung an die Technische Hochschule Darmstadt wurde er zunächst Professor für Massivbau und Leiter der Prüf- und Versuchsanstalt, später zudem Dekan des Fachbereichs Bauingenieurwesen und Professor für Statik und Dynamik der Tragstrukturen. 1994 gründete er ein eigenes Ingenieurbüro.

Wörners Forschungsschwerpunkte sind Baumaterialien und -konstruktionen, deren Wechselwirkung, Stabilität und Sicherheit. Er initiierte zahlreiche Innovationen im Bauwesen, etwa durch neue Materialien in den Bereichen Glas, Textil, glasfaserverstärkte Kunststoffe, hochzäher und recycelter Beton sowie Konstruktionen beim Umgang mit wassergefährdenden Stoffen. Sein besonderes Augenmerk liegt in der Verbindung von Grundlagenforschung, mathematischer Simulation und Entwicklung bis hin zu Produkten.

1995 wählte der Konvent der damaligen TH Darmstadt Wörner zum Präsidenten. In den Jahren bis 2007 erreichte er für die TU Darmstadt eine bislang einzigartige Unabhängigkeit vom Land Hessen. 2007 bis 2015 war er Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Er wirkt seit 2020 als Mediator des Frankfurter Flughafens. 2015 bis 2021 war Wörner Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Von 2021 bis Ende Juni 2025 leitete er als wissenschaftlicher Präsident die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech). Wörner ist Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften und Gremien, teils in herausgehobener Funktion, und Träger vieler Auszeichnungen und Ehrenmitgliedschaften.

In seiner künftigen Rolle als FIAS-Direktor sieht Wörner „die Chance, die hervorragende Grundlagen-forschung mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft in einer Innovationskette zu verbinden“.

"Wir freuen uns, mit Jan Wörner eine herausragende, international anerkannte und sichtbare Persönlichkeit für die Leitung des FIAS gewonnen zu haben," erklärt der Stiftungsrat. Dessen Vorsitzender Prof. Dr. Volker Mosbrugger betont: „Mit seiner Erfahrung in der Leitung großer wissenschaftlicher Institutionen ist Wörner eine ideale Besetzung und ein Glücksfall für das FIAS, gerade auch mit seiner Ambition, die Grundlagenforschung mit Innovationen zu verbinden.“

Der Präsident der Goethe-Universität, Prof. Dr. Enrico Schleiff, ist überzeugt: „In den mehr als 20 Jahren seit der Gründung hat sich das FIAS als Think-Tank der Rhein-Main-Universitäten etabliert und große internationale Strahlkraft entfaltet“. Dies sei den exzellenten Wissenschaftler:innen zu verdanken, die beispielsweise in mehreren Exzellenzclustern mitwirken, aber auch dem Geschick der Vorstände und Direktoren. „Jan Wörner ist ein internationales Schwergewicht in der Wissenschaftslandschaft, und wir freuen uns darauf, mit ihm Struktur und wissenschaftliches Programm unseres FIAS weiterzuentwickeln.“

Wörner tritt die Nachfolge von Eckhard Elsen an, der bis Ende April drei Jahre lang das Forschungsinstitut leitete. Mosbrugger dankte ihm im Namen des gesamten FIAS sehr herzlich für seine Impulse und sein Engagement. Elsen stellte in seiner Amtszeit wichtige Weichen und regte fachliche und strukturelle Weiterentwicklungen am FIAS an. So etablierte sich das Thema „Digitaler Zwilling“ als interdisziplinärer Schwerpunkt. Das FIAS eröffnet damit vielversprechende Möglichkeiten in den Naturwissenschaften – von molekularen Simulationen und Gewebemodellierungen bis hin zu KI-gestützten medizinischen digitalen Zwillingen. Im Rahmen der jährlichen Giersch-Konferenzen wurde deutlich, dass solche Ansätze dazu beitragen, wissenschaftliche Experimente besser zu kontrollieren, schneller durchzuführen und deren Ergebnisse präziser vorherzusagen. In Elsens Amtszeit fiel zudem das 20jährige Jubiläum das FIAS, das mit Ausstellungen, Tag der offenen Tür und Festakt die wissenschaftliche Vielfältigkeit des FIAS der Öffentlichkeit präsentierte. Alle Gremien und Mitarbeitenden des FIAS danken Elsen für sein Engagement, seine Ideen, Anregungen und den Ansporn, das FIAS auf seinem Weg in der theoretischen Erforschung komplexer Systeme zu unterstützen. Ein ganz herzliches Dankeschön geht auch an Prof. Dr. Volker Lindenstruth, der in den vergangenen Monaten übergangsweise die Leitung des FIAS übernommen hatte. Eine offizielle Verabschiedung und Amtsübergabe findet in den kommenden Wochen statt.